Stipendien für indigene Mädchen 

Nach einer 25-jährigen Partnerschaft und Projekten mit und in Mosambik und einem anschließenden Run-for-help für die Geflüchteten im Libanon richtete das Eine Welt-Forum im Jahr 2019 seinen Blick nach Lateinamerika. Mit dem Erlös aus dem Run for help finanzieren wir nun Bildungs-Stipendien für Mädchen aus der Gemeinde Lanquín im Distrikt Alta Verapaz in Guatemala, um ihnen einen Schulbesuch zu ermöglichen bzw. diesen zu verlängern. Wir haben uns zum Ziel gesetzt die Mädchen bis zu ihrem Schulabschluss zu begleiten und eine Partnerschaft zwischen ihnen und den SchülerInnen in Weyhe aufzubauen. In Guatemala sind besonders indigene Mädchen und Frauen von Armut, Diskriminierung und prekären Arbeitssituationen betroffen. Schon als Kinder brechen viele ihre Schullaufbahn ab und beginnen zu arbeiten, um ihre Familien finanziell zu unterstützen. Bildung ist ihre einzige Chance dieser Armutsfalle zu entkommen. 

Die Lage in Guatemala während der Corona-Krise 

Auch wenn Guatemala recht früh mit einer ähnlichen Strategie wie Deutschland auf die Corona-Pandemie reagiert hat, ist die Lage vor Ort sehr ernst. Obwohl es zu Beginn so aussah, als wenn die Maßnahmen greifen und Guatemala nicht so viele Fälle zu verzeichnen hätte wie andere lateinamerikanische Länder, steigen die Infektionszahlen seit Juni rasant an. Stand 14. August 2020 gab es offiziell 81.909 Fälle im Land, davon 2.957 Todesfälle. Krankenhäuser gibt es nur sehr wenige, das Gesundheitssystem ist stark überlastet. 

Seit dem 17. März 2020 sind die Grenzen Guatemalas geschlossen (es wird eine Öffnung zum 18. September angestrebt) und es galt bis vor kurzem der Ausnahmezustand. Das bedeutet, dass werktags von 18 bis 5 Uhr sowie sonntags ganztägig eine allgemeine Ausgangssperre verhängt wurde. Chronisch Kranke, Schwangere, Kinder (Alter nicht genau definiert) und Personen über 60 durften ihre Wohnung gar nicht verlassen. Es galt eine beschränkte Mobilität mit privaten Kraftfahrzeugen, auch der öffentliche Nah- und Fernverkehr läuft weiterhin nur stark reduziert. Arbeiten ist nur eingeschränkt möglich. Viele Personen leben „von der Hand in den Mund“ (z.B. Straßenverkäufer und viele Arbeiter im Tourismusbereich) und haben keine Rücklagen, um in so einer Krise überleben zu können, und die fehlenden öffentlichen Verkehrsmittel führen dazu, dass viele Kleinbauern ihre Felder nicht mehr bestellen können. In Teilen hat die Regierung darauf mit Hilfsprogrammen reagiert, dennoch droht eine Hungersnot. Die Arbeitslosenzahlen haben sich stark erhöht, auch der Tourismussektor (einer der Haupteinkommensquellen der Bevölkerung) hat unter der Situation sehr gelitten.

Auch Schulen und andere öffentliche Einrichtungen sind geschlossen. Es wird vermutet, dass es dieses Jahr keine Schulöffnungen mehr geben wird. Die Regierung hat mit verschiedenen Maßnahmen reagiert. Es laufen Bildungsprogramme im Fernsehen und Radio, außerdem wurde eine Selbstlernplattform im Internet eingerichtet. Allerdings gestaltet sich das Homeschooling für die ländlichen Gebiete als sehr herausfordernd, da es häufig an Internet- und Fernsehanschlüssen fehlt. Hierfür ist vorgesehen, dass die Schüler*innen an ihnen zugeteilten Tagen Arbeitspläne in Papierform in den Schulen abholen können. 

Diese Form des Lernens betrifft auch unsere Stipendiatinnen, da sie alle in recht prekären Verhältnissen leben. Seit den Schulschließungen halten sie sich nach unserem Wissen bei ihren Familien auf. Leider ist aufgrund fehlender Handys und Internet ein direkter Kontakt von unserer Seite aus nicht möglich. Unsere Kontaktperson vor Ort, Lucy, ist mit dem Beginn der Ausgangssperre zu Familienangehörigen in der nächstgrößeren Stadt, Cobán (Alta Verapaz) gezogen. Ihr Plan, in der Woche vom 06. Juli nach Lanquín zurück zu kehren, um die Stipendiatinnen zu kontaktieren, schlug fehl, da in Lanquín Coronafälle aufgetreten sind und man in das Dorf zwar ein- aber nicht wieder ausreisen kann. Uns war das Risiko zu hoch, und wir versuchen mit ihrer Hilfe eine vertrauenswürdige Kontaktperson vor Ort zu finden, die den Kontakt vorerst für uns übernehmen kann. Sobald wir mehr wissen, teilen wir dies euch mit. 

Für weitere Informationen empfehlen wir diese Webseiten: 

https://www.auswaertiges-amt.de/de/aussenpolitik/laender/guatemala-node/guatemalasicherheit/221882

https://www1.wdr.de/radio/wdr5/sendungen/neugier-genuegt/feature-hunger-im-lockdown-corona-in-guatemala-100.html (Audio) 

https://www.pestalozzi.ch/de/news-events/news/arbeiten-in-zeiten-von-corona/guatemala

https://www.aktiongegendenhunger.de/corona/guatemala-anzahl-hungernden-verdoppelt